DGB Bildungswerk Bayern
Zwischen Befreiung und Anpassung - Bildung im Kapitalismus
Bildung gilt seit der Aufklärung als der „Schlüssel zur Zukunft“: Von ihr soll sowohl das Wohlergehen des einzelnen Menschen als auch das der Gesellschaft insgesamt abhängen. Der vorherrschenden Sichtweise nach schützt Bildung vor Armut, ermöglicht gesellschaftlichen Aufstieg, stärkt die Demokratie und hält den Wirtschaftsstandort konkurrenzfähig. „Chancengerechtigkeit“ lautet in diesem Zusammenhang das Zauberwort, auf das sich praktisch alle politischen Lager verständigen können.
In der historischen Realität bedeutete das große Freiheitsversprechen des Bürgertums nicht nur für die Arbeiter:innen des 19. Jahrhunderts meist das Gegenteil von Befreiung: nämlich die Anpassung an die Erfordernisse der Kapitalverwertung. Dieser Widerspruch zieht sich bis in die Gegenwart durch die Geschichte des Bildungsdenkens. Auch heute soll Bildung als lebenslanges Lernen die Arbeitenden „fit für den Wandel“ halten, damit sie mit den immer schnelleren gesellschaftlichen Veränderungen Schritt und sich selbst beschäftigungsfähig halten können.
Das Seminar thematisiert die widersprüchliche Geschichte des modernen Bildungsdenkens, die gesellschaftlichen Hintergründe und die aktuell vorherrschenden Bildungsvorstellungen. Dabei sollen auch mögliche Alternativen und gewerkschaftspolitische Konsequenzen diskutiert werden.
Referenten: Dr. Simon Kunert, Erziehungswissenschaftler an der Universität Duisburg-Essen; Dr. Manuel Rühle, DGB Bildungswerk Bayern
Termin: Samstag, 26.07.2025, 10:30 – 17:00 Uhr
Ort: Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstr. 71 (Rückgebäude), Seminarraum 0.1
Teilnahmebeitrag: 10 Euro (inkl. Getränke und Mittagsimbiss)
Anmeldung per Mail.
Ideologie, Strategie und Politik der Neuen Rechten
Die Wahlerfolge extrem rechter Parteien wie der AfD verändern die politische Landschaft und gesellschaftliche Diskurse. Extrem rechte Parteien sind dabei in unterschiedlicher Weise mit außerparlamentarischen Rechten verbunden, die seit Jahrzehnten versuchen, ihren Einflussbereich zu erweitern. Die sogenannten Neue Rechte versucht, sich vom historischen NS und Faschismus zu distanzieren und als konservative Kraft zu präsentieren. Dazu dienen ideologische Bezüge zu Akteuren der sogenannten konservativen Revolution der 1920er Jahre, die einerseits Wegbereiter des NS waren, andererseits aber teilweise die NSDAP ablehnten. In ihrer Strategie der ‚Metapolitik‘ versuchen sie den öffentlichen Diskurs zu verändern und faschistische Denkweisen wieder akzeptabel zu machen. Dafür greifen dafür unter anderem linke Konzepte (Hegemonie), Begriffe (Mosaik-Linke) und Themen (soziale Frage) auf, entkernen diese und verdrehen sie bis sie einen völlig anderen Inhalt bezeichnen.
Das Tagesseminar bietet einen Einblick in zentrale Elemente neurechter Ideologie und Strategie. Nicht zuletzt dient eine solche Auseinandersetzung dazu, gewerkschaftliche Gegenstrategien zu diskutieren.
Referent: Dr. Daniel Keil, Politikwissenschaftler, Graduiertenkolleg Rechtspopulismus (Köln/Leipzig)
Termin: Samstag, 28.06.2025, 10:30 – 17:00 Uhr
Ort: Gewerkschaftshaus München, Neumarkter Str. 22, 81673 München
Teilnahmebeitrag: 10 Euro (inkl. Getränke und Mittagsimbiss)
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Schreiben über die ökologische Krise: Der politische Autor Carl Amery
Der Münchner Autor Carl Amery war seinerzeit einer der einflussreichsten Intellektuellen der deutschen Umweltbewegung. Die Themen, die ihn zeitlebens beschäftigt haben, sind auch heute - zwanzig Jahre nach dem Tod des Autors - angesichts der politischen Verwerfungen aktueller denn je: Amery kämpfte gegen die ökologische Krise und warnte im Zusammenhang damit vor einem Wiedererstraken des Faschismus. Seine schärfsten Waffen in diesem Kampf sind, jenseits aktiven politischen Engagements, seine Texte: Zahlreiche Essays, Romane und journalistische Publikationen befassen sich mit diesen Themen.
Der Vortrag skizziert Amerys ökologische Kritik und diskutiert die Frage nach dem gesellschaftskritischen Gehalt von Amerys (literarischem) Schreiben.
Referentin: Magdalena Siebert, Literaturwissenschaftlerin
In Kooperation mit der Münchner Volkshochschule im Rahmen von Arbeit und Leben München.
Termin: Dienstag, 24.06.2025, 18:30 – 20:00 Uhr
Ort: Münchner Aids-Hilfe, Lindwurmstr. 71 (Rückgebäude), Seminarraum 0.1
Die Teilnahme ist kostenlos.
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"Deutsche Arbeit" im Nationalsozialismus
In den ersten zehn Tagen im Mai 1933 zeigte sich, welche zentrale Rolle Arbeit für die Nationalsozialisten spielte: nach den staatlichen Feierlichkeiten zum 1. Mai folgte am nächsten Tag das Verbot der Gewerkschaften und eine Woche später, am 10. Mai, die Gründung der Deutschen Arbeitsfront. Das alles gehörte zu einer Ideologie, die behauptete, es gäbe so etwas wie "deutsche Arbeit", die als Dienst an der Volksgemeinschaft ausgeführt werde. Ziel dieser Ideologie war die Aktivierung der Deutschen für die nationalsozialistischen Ziele. Begründet hatte das Adolf Hitler schon 1920 in einer Rede mit Antisemitismus. Er konnte an eine längere Tradition dieser Ideen anschließen, die bis ins 19. Jahrhundert reicht.Ab 1933 setzten die Nazis diese Ideen in Taten um - und ließen schließlich "Arbeit macht frei" an den Eingang der Konzentrationslager schreiben.
Das Seminar nimmt diese Ideologie in den Blick, von ihren Ursprüngen im 19. Jahrhundert bis zu ihrer Verwirklichung ab 1933.
Referent: Dr. Nikolas Lelle, Sozialphilosoph, Amadeu Antonio Stiftung. Zum Thema sind von ihm im Verbrecher-Verlag erschienen: Arbeit, Dienst und Führung. Der Nationalsozialismus und sein Erbe (2022) und "Arbeit macht frei" – Annäherungen an eine NS-Devise (2024).
Termin: Samstag, 17.05.2024, 10:30 – 17:00 Uhr
Ort: Gewerkschaftshaus Nürnberg, Kornmarkt 5-7, 90402 Nürnberg, Raum 2c (7. Stock)
Teilnahmebeitrag: 10 Euro (inkl. Mittagsimbiss)
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Pazifismus - ein Irrweg?
Weltweit toben militärisch Konflikte, der Krieg in der Ukraine hält Europa weiter in Atem und Milliarden werden in die Aufrüstung der deutschen Bundeswehr gesteckt. Eine friedliche Welt scheint weiter entfernt denn je. Ist der Traum von einem weltumspannenden Pazifismus also doch naiv und unerreichbar? Dieser Frage widmet sich Pascal Beucker in seinem im vergangenen Jahr erschienenen Buch "Pazifismus - ein Irrweg?". Darin begibt er sich auf eine Spurensuche durch die Geschichte des Pazifismus und beleuchtet aktuelle Debatten in der Friedensbewegung ebenso wie deren Erfolgsaussichten.
In einem moderierten Gespräch mit Pascal Beucker werfen wir einen Blick auf die Geschichte und die verschiedenen Ausprägungen des Pazifismus, widmen uns der Verbindung von Gewerkschaften und Friedensbewegung und gehen der Frage nach, ob der Pazifismus mehr sein kann als ein blauäugiges Ideal.
Pascal Beucker ist Redakteur im Inlandsressort der taz sowie Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft. Er ist Mitglied des taz-Parlamentsbüros und laut Bescheid des Ausschusses für Kriegsdienstverweigerung beim Kreiswehrersatzamt Düsseldorf vom 13. Mai 1991 "berechtigt, den Kriegsdienst mit der Waffe zu verweigern".
Moderiert wird die Veranstaltung von Stefan Dietl. Er ist Vorsitzender der Gewerkschaft ver.di in der Oberpfalz und publiziert regelmäßig zu sozial- und gewerkschaftspolitischen Themen.
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