DGB Bildungswerk Bayern
Call-Center Fachtagung in Essen
Trotz der öffentlichen Empörung über den NSA-Skandal gibt es immer noch keine Selbstbeschränkung bei der elektronischen Leistungs- und Verhaltenskontrolle in Kunden- und Service-Centern. Umgekehrt ist aber der Überwachungsdruck eine wesentliche Belastung für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Welche Belastungen auftreten und wie sie verringert werden können, ist eines von vielen Themen der Fachtagung, die das TBS-Netz zusammen mit DGB, ver.di und IG Metall vom 27. - 30. Oktober 2014 in Essen veranstaltet.
Betriebs- und Personalräte sind herzlich eingeladen, sich fachlich weiter zu qualifizieren und gezielt kollegial auszutauschen. Vorträge, Workshops und Fachforen zu wissenschaftlichen und praktischen Fragestellungen wechseln sich ab. Branchenforen für Handel, Finanzdienstleistung, Telekommunikation, Post/Logistik und Dienstleistung geben Raum, mit Vertretern aus Beratung und Gewerkschaft branchenspezifische Angebote und Probleme zu erörtern. Hinzu kommen Workshops mit Fachpolitikern, Gelegenheiten zur Fallberatung und zum Erfahrungsaustausch.
Die Schwerpunkte:
- Mindestlohn und Tarifvertrag
- Beschäftigtendatenschutz im Callcenter und aktuelles Datenschutzrecht
- Leistungs- und Verhaltenskontrolle regeln!
- Psychische Belastungen: Wie messen und regeln?
- Aufgaben und Möglichkeiten des staatlichen Arbeitsschutzes in der Callcenter-Branche
- Gütesiegel im Callcenter
Veranstalter: TBS-Netz
Datum: 27.10. bis 30.10.2014 in Essen
Anmeldeschluss: 06.10.2014
Veranstaltungskosten: inkl. Tagesverpflegung für 4 Tage:1.100 € plus 95 € für Übernachtung pro TN/pro Tag zzgl. Umsatzsteuer
Hier geht es zum Flyer mit dem Programm und weiteren Hinweisen.
Bildungswerk sagt Analphabetismus in Bayern den Kampf an
Seien es Briefe, Warnhinweise oder Arbeitsanweisungen - für Menschen, die nicht richtig lesen und schreiben können, besteht der Alltag aus massenhaft unlösbaren Rätseln. "Oft haben die Betroffenen zwar gelernt, ihre Schwäche vor anderen geheim zu halten", erklärt Sabine Eger, Geschäftsführerin des DGB Bildungswerks Bayern. "Aber ihre Lebens- und Arbeitsqualität würde enorm steigen, wenn sie die Lese- und Schreibschwäche überwinden könnten." Dazu sei ein attraktives Angebot nötig und genau das habe das DGB Bildungswerk Bayern mit dem Projekt MENTO seit Juli in Bayern an den Start gebracht, so Eger.
Das Projekt MENTO setzt auf die Ausbildung von Mentorinnen und Mentoren. Diese sind keine externen Personen, sondern Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben und Verwaltungen. Sie sind Ansprechpersonen auf Augenhöhe und sollen die Betroffenen dabei unterstützen, vorhandene Lernerfordernisse und -bedürfnisse zu identifizieren und sie dazu ermutigen, ihren eigenen Bildungsweg zu finden. Insbesondere Betriebs- und Personalräte, Vertrauensleute und Personalverantwortliche sollen deshalb sensibilisiert werden.
"Deutlich über die Hälfte der von funktionalem Analphabetismus Betroffenen geht einer Erwerbsarbeit nach", sagt Eger. Deshalb sei es besonders wichtig, auch in den Betrieben Hilfestellungen anzubieten. MENTO ist ein Projekt des DGB Bildungswerkes BUND und wurde bislang in den Regionen der DGB Bezirke Nord, Berlin-Brandenburg, Hessen-Thüringen und Nordrhein-Westfalen umgesetzt. Seit Juli 2014 ist auch das DGB Bildungswerk Bayern mit von der Partie.
Weitere Informationen: http://dgb-mento.de/
Continental-Digital: Wie ein Konzern die Arbeit revolutioniert
Harald Schirmer hat die Einführung von Sozialen Netzwerken bei Continental entschieden vorangetrieben. Sein Enthusiasmus ist dem Change Manager deutlich anzusehen, wenn er von sogenannten „Social Collaboration“-Systemen spricht. Continental-Beschäftigte sind heute über viele Hierarchiestufen hinweg vernetzt, können ihr Wissen und Informationen ohne Umwege teilen. „Natürlich hatten viele Mitarbeiter zuerst Angst, die Kontrolle über ihre Informationen zu verlieren – und manche haben heute noch Angst“, betont Schirmer in seinem Vortrag vergangenen Montag in der Evangelischen Akademie Tutzing. Ein „Kulturwandel“ sei im Unternehmen dazu nötig gewesen, insbesondere auch in den Personalabteilungen.
Um dieses „Kulturentwicklungsprogramm“ voranzutreiben, wurden bei Continental sogenannte „Guides“ ausgebildet. 400 Guides begleiten heute weltweit die Beschäftigten auf ihrem Weg in eine interaktive Zukunft. „Guide“ steht auf dem Button, den Schirmer an seinem Revers trägt. „Guide“ war letztendlich auch ein wesentlicher Bestandteil des Erfolgs, so Schirmer. „Viele Unternehmen führen neue Software ein, aber die Arbeitsorganisation bleibt beim Alten.“ Die „Guides“ helfen dabei, die Arbeit neu zu organisieren.
Beifall und Kritik seitens der Wissenschaft
Auch Sabine Pfeiffer sieht den Umgang mit Sozialen Netzwerken in manchen Unternehmen kritisch. Die Systeme seien oft nicht aufeinander abgestimmt, sagte die Sozialwissenschaftlerin. „In vielen Unternehmen müssen Beschäftigte heute einerseits veraltete ERP-Systeme bedienen, andererseits befinden sie sich mit Kunden im Open-Innovation-Prozess.“ Das passe schwer zusammen. „Sie gehen den richtigen Weg“, versicherte die Professorin der Universität Hohenheim hingegen in Richtung Schirmer und Continental. Laut Pfeiffer stoße das zentrale Unternehmensmotto von Continental – „Freedom to Act“ – aber auch an seine Grenzen. Denn „leider sind nicht alle Werte miteinander verheiratbar“. Bei Interessenskonflikten müsse es auch etwas Einklagbares geben, fordert Pfeiffer. In einem globalen Unternehmen sei es doppelt schwer, einklagbare Regelungen weltweit durchzusetzen, merkte ein Konferenzteilnehmer an.
Firmengründer Siegfried Lautenbacher sollte mit der modernen Kommunikation bei Continental zufrieden sein, immerhin ist es auch Verdienst seines Unternehmens Beck et al. Services. Lautenbacher will diese Systeme aber lieber „Smart-Collaboration“ als „Social-Collaboration“ nennen. Mit dem Wort „sozial“ werde häufig etwas anderes verbunden, so der ehemalige Student einer Jesuiten-Hochschule.
Weltbild wackelt – aber das Blog steht
Auf der vom 23. – 24 Juni 2014 andauernden Fachkonferenz in Tutzing kamen über 80 Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen – Kirche, betrieblicher Interessensvertretung und Wirtschaft zusammen. Eine durchaus polarisierende Wirkung hatte der Vortrag des „Innovation-Evangelists“ Stephan Grabmeier. Sein motivierendes Engagement, Neues angstfrei anzugehen, wurde vielfach gelobt. „Nur wer bereit ist, sein Wissen zu teilen, wird im Unternehmen eine Zukunft haben“ – das war hingegen einer der Sätze des Beraters, der Kritik nach sich zog. Betriebsräte betonten, dass durch die neuen Systeme niemand benachteiligt werden dürfe.
Als besonders mitreißend wurde auch der Vortrag von Timm Boßmann vom krisengeschüttelten Weltbild-Verlag empfunden. Mit einem eigenen Verdi-Blog habe die betriebliche Interessenvertretung bei Weltbild einen starken Kommunikationskanal etabliert, so der gelernte Journalist und Betriebsrat. Darüber hinaus stellte Boßmann die Beschäftigten-Blogs der Gartencenter-Kette Dehner und der Buchhandlung Hugendubel vor.
„Die Fachtagungen der Evangelischen Akademie sind immer aufregend“, resümiert eine Teilnehmerin am Ende der zweitägigen Veranstaltung zufrieden. Und das dürfte nicht nur am guten Essen und dem überwältigenden Anwesen direkt am Starnberger See liegen. Den Veranstalterinnen und Veranstaltern gelang es auch dieses Mal, ein breites Spektrum an Avantgardisten mit einem debattierfreudigen Publikum zusammenzuführen. Schon jetzt kann man auf den Schwerpunkt der nächsten Fachtagung gespannt sein.
Dieser Beitrag ist Ergebnis des Workshops „Das Netz gehört uns – Training für Betriebsblogs“ im Rahmen der Fachtagung. Die Teilnehmenden gewichteten zusammen mit Florian Feichtmeier (TIBAY/DGB Bildungswerk Bayern) ihre Eindrücke und brachten das Erlebte in ein Blogformat. Die Fachtagung mit dem vollen Titel „Zusammenarbeit 2.0 – Revolutionieren die digitalen Medien die Arbeitswelt?“ war eine Veranstaltung der Evangelischen Akademie Tutzing in Kooperation mit dem DGB Bildungswerk Bayern, dem Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung München und dem Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt.
19. Juli: Novemberrevolution 1918/19 und Rätebewegungen
Dabei geht es in erster Linie darum, neben einer Skizze der wichtigsten Ereignisse die Positionen und das Verhalten der diversen Organisationen der Arbeiterbewegung in den Blick zu nehmen, selbstverständlich nicht zuletzt das Agieren der freien Gewerkschaften und ihrer Führungen.
Es soll versucht werden, dieses Verhalten zu analysieren, v. a. aber dessen theoretisch-ideologische Grundlagen und deren Defizite. Dieses Herangehen unterscheidet sich von moralischen Verurteilungen verschiedenster Art und von Verratsvorwürfen, die letztlich analytisch in der Sackgasse psychologischer Deutungen enden. Denn entscheidend ist doch dies: Warum hat eine Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung, die als die kräftigste ihrer Zeit galt und international großes Ansehen genoss, einerseits von 1914 bis 1918 auf die nationale Karte gesetzt und welche waren die Motive und Gründe, die nach dem Krieg ein Bündnis mit den alten Eliten auf der Grundlage kapitalistischer Eigentumsstrukturen ermöglichten? Welche Vorstellungen von Ökonomie und Nationalstaat waren es, die solches ermöglichten? Und nicht zuletzt: Welche Schlüsse sind von uns daraus zu ziehen?
Der zweite Schwerpunkt des Seminars besteht in der Behandlung der Rätebewegungen dieser Zeit, mit besonderer Berücksichtigung der Entwicklung in München und Bayern und deren gewaltsamer Niederschlagung.
Der dritte Teil des Seminars widmet sich dem Übergang von der Novemberrevolution zur Gründung der bürgerlich-demokratischen Republik von Weimar, bevor am Ende des Seminars beide Referenten mit kurzen Thesen zur Einschätzung die Abschlussdiskussion einleiten.
Referenten:
Dr. Ernst Wolowicz, Sozialwissenschaftler
Wolfgang Veiglhuber, DGB Bildungswerk Bayern
Anmeldeschluss: Montag, 14. Juli 2014
Seminarbeginn: Samstag, 19. Juli, 9:30 Uhr
Seminarende: Samstag, 19. Juli, 17:30 Uhr
Seminarort: DGB-Haus München, Schwanthalerstraße 64, 80336 München
Anmeldung: siehe Flyer
24. Juni: Die Ursachen des 1. Weltkrieges im Lichte aktueller Kontroversen
Vor 100 Jahren wurde der 1. Weltkrieg begonnen. Der entsetzliche millionenfache Tod von Soldaten und Zivilisten wird hinsichtlich der Verursacher bis heute kontrovers diskutiert. Weniger diskutiert wird allerdings über seine Ursachen. Gerade publikumswirksame Buchveröffentlichungen der jüngsten Zeit haben Diskussionen hervorgerufen, denen die Relativierung der politischen Verantwortung des Deutschen Kaiserreichs für diesen Krieg allzu deutlich anzumerken ist.
Für die Gewerkschaften ist es zudem von besonderer Bedeutung, das damalige Verhalten der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung und deren Repräsentanten kritisch zu reflektieren. Wie förderte der positive Bezug auf Nation, Volk und Vaterland die Zustimmung zum Krieg mit all den grausamen Konsequenzen?
Dr. Reiner Tosstorff, Historiker an der Universität Mainz, wird in seinem Vortrag die Ursachen des 1. Weltkrieges umreißen, die aktuellen Kontroversen bewerten und einen besonderen Blick auf das seinerzeitige Verhalten von SPD und Gewerkschaften werfen. Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit zur Diskussion.
Uhrzeit: Dienstag, 24. Juni 2014, 19:00 – 22:00 Uhr
Seminarort: DGB-Haus München, Schwanthalerstraße 64, 80336 München
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