Theorie für eine verändernde Praxis

Das gewerkschaftspolitische Bildungsprogramm 2024

In Zeiten rasanter und tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche ist theoretische Orientierung nötiger denn je. Mit unserem Bildungsangebot möchten wir Räume zur Verfügung stellen, in denen Orientierungsprozesse in solidarischer Zu­sammenarbeit stattfinden können. Hier die Übersicht unserer Tagesseminare in München und Nürnberg.

Gewerkschaftspolitisches Programm 2024

Einführungskurs: Kapitalismus, soziale Frage und Natur (Start 29.01.2024)

Kontakt

DGB Bildungswerk Bayern
Neumarkter Str. 22
81673 München

Tel. 089 / 55 93 36 41

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Was noch kommt und was Sie verpasst haben:

13. Juli: Gentrifizierung, Wohnungsnot und solidarischer Widerstand

Die Wohnungsfrage ist zur „neuen sozialen Frage des 21. Jahrhunderts“ erklärt worden. In vielen Städten Deutschlands steigen die Mieten und Kaufpreise, Menschen verlieren ihr zu Hause und soziale und kulturelle Einrichtungen werden verdrängt. Was steckt hinter der Entwicklung und wie kann dagegen vorgegangen werden? Ein Tagesseminar mit Dr. Lisa Vollmer vom Institut für Europäische Urbanistik der Bauhaus-Universität Weimar.

Ausgehend vom grundsätzlichen Widerspruch zwischen dem Wohnraum als Ware und als Grundbedürfnis widmen wir uns in dem Tagesseminar der Geschichte der Wohnungspolitik in Deutschland. Der Phase der fordistischen Massenproduktion von sozialem Wohnraum und des sozialen Klassenkompromisses zwischen Immobilien­wirtschaft und Mieter*innen folgte seit den 1970er Jahren eine tiefgreifende neoliberale Umstrukturierung der Wohnraumversorgung. Deregulierung und Privatisierung in Kombination mit unternehmerischen Stadt­politiken haben den Boden bereitet für den Einstieg des globalen Kapitals auf die deutschen Immobilienmärkte nach der Finanzkrise 2007. Kommunen fehlen heute Handlungsmöglichkeiten aber auch Hand­lungs­­wille, der aktuellen Krise der Bezahlbarkeit zu begegnen.

Dabei gibt es zahleiche Vorschläge, wie eine soziale gerechte Wohnungspolitik gestaltet sein könnte. Viele dieser Alternativen wurden von einer neuen sozialen Bewegung, der Mieter*innenbewegung, formuliert. Auch deren solidarische Praktiken sind Gegenstand des Seminars.

Referentin: Dr. Lisa Vollmer, Institut für Europäische Urbanistik der Bauhaus-Universität Weimar

Anmeldeschluss: Freitag, 5. Juli 2019
Seminarbeginn: Samstag 13. Juli 2019, 10:30 Uhr
Seminarende: Samstag, 13. Juli 2019, 17:00 Uhr
Teilnahmebeitrag: 5 Euro
Seminarort: Gewerkschaftshaus München, Schwanthalerstraße 64, 80336 München
Anmeldung:

29. Juni: Leistungssteuerung und Arbeitsbelastung im digitalen Kapitalismus

Um Arbeitskraft für das Unternehmens-interesse nutzbar zu machen, braucht es mehr als den bloßen Arbeitsvertrag: Um die Leistung von Beschäftigten zu kontrollieren und – wichtiger noch – zu aktivieren, verfolgen Unternehmen spezifische Strategien der Steuerung. Ein Tagesseminar mit Dr. Sarah Nies und Prof. Dr. Wolfgang Menz.

Der Taylorismus mit der rigiden Trennung von planenden und ausführenden Arbeiten und streng hierarchischer Kontrolle gehört zu den berühmtesten Beispielen eines Systems betrieblicher Leistungssteuerung. Mit der „Subjektivierung von Arbeit“ und der „Vermarktlichung“ des Unternehmens haben sich neue Formen der Leistungssteuerung durchgesetzt, die die Ursachen klassischer Belastungsfaktoren scheinbar überwinden: Flachere Hierarchien, flexible Arbeitszeiten, mehr Autonomiespielräume und die Nutzung subjektiver Potenziale sind Teil der betrieblichen Arbeitsrealität geworden.

Dies bedeutet für die Beschäftigten allerdings keineswegs weniger Zwang und weniger Belastung. Denn an die Stelle starrer Hierarchien und rigider Prozesskontrolle ist die unmittelbare Konfrontation mit Marktanforder­ungen, die Steuerung über (marktorientierte) Kennzahlen und die Übertragung unter­nehmerischer Verantwortung auf die Beschäf­tigten getreten. In solchen Konstellationen scheinen Beschäftigte oftmals aus eigenem Antrieb und gegen ihre eigenen Interessen arbeitspolitische Regulierungen zu unterlaufen und zur eigenen Leistungsintensivierung beizutragen.

Welche gewerkschaftlichen Handlungs­strategien unter diesen Bedingungen (noch) greifen ist ebenso Gegenstand der Diskussion des Seminars wie jüngste Veränderungen im Verhältnis von Kontrolle und Belastung durch Digitalisierung von Arbeit: So nähren die neue Fülle prozessbezogener Daten, der Einsatz von Assistenzsystemen und digitale Echtzeitsteuerung zum einen Befürchtungen eines „digitalen Taylorismus“, zum anderen verschärfen Vernetzungstechnologien und neue Formen digitaler Arbeitsorganisation die Unmittelbarkeit von Marktabhängigkeiten.

Seminarinhalte

  1. „Warum arbeiten die Arbeiter?“ – Grundprinzipien betrieblicher Leistungssteuerung
  2. Marktorientierter Steuerungsmodus und „interessierte Selbstgefährdung“
  3. Subjektivierung und subjektive Arbeitsansprüche
  4. Permanente Erreichbarkeit – eine neue Stufe der Entgrenzung durch digitale Technologien?
  5. Industrie 4.0: Selbstorganisation oder digitaler Taylorismus?
  6. Eine neue Arbeitsform: Crowdsourcing – digitale Tagelöhner?
  7. Fazit: Arbeits- und Interessenpolitik im digitalen Kapitalismus

Referent/in:
Dr. Sarah Nies, Institut für sozialwissenschaftliche Forschung München
Prof. Dr. Wolfgang Menz, Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg

Seminarbeginn: Samstag 29. Juni 2019, 10:30 Uhr
Seminarende: Samstag, 29. Juni 2019, 17:00 Uhr
Teilnahmebeitrag: 5 Euro
Seminarort: Gewerkschaftshaus München, Schwanthalerstraße 64
Anmeldung:

Gewerkschaftshaus München

Schwanthalerstraße 64

1. Juni: Fairer Handel – Ist eine bessere Welt käuflich?

Der Faire Handel verspricht, die Welt durch Konsum sozial gerechter zu machen. Im Rausch der jährlich zweistelligen Wachstumskurven geraten die politischen und ökonomischen Grundlagen aus dem Blick. Aber kann man eine bessere Welt wirklich kaufen und kann es einen fairen Kapitalismus geben, wie es der Faire Handel unterstellt?

Werden die Welt besser und die Wirtschaftsbeziehungen gerechter, wenn viele Menschen „gerecht“ einkaufen? Auch die gewerkschaftsfeindlichen Lidl und Starbucks haben die Vorteile von „Green- und Fairwashing“ erkannt und führen einige wenige Fair Handels Produkte. Dafür werden sie von relevanten Akteuren der Fair-Handels-Szene gefeiert und ausgezeichnet, z.B. von Transfair e.V.

Fairer Handel ist wie faires Wetter: Wünschenswert aber unerreichbar. Das Wetter gehorcht ebenso wie der Kapitalismus nicht den individuellen Wünschen der Akteure Es gibt keine kapitalistische Wirtschaft ohne den Zwang zum Wachstum. Dem kann sich kein Akteur des Fairen Handels entziehen. Deutlich ist auch die Kritik von „Brot für die Welt“, das den Fairen Handel fördert: „Es ist offensichtlich schwer auszuhalten, dass dem Erkennen und Verstehen von (…) Fehlentwicklungen in den meisten Fällen nicht sofort ein leicht gehbarer Lösungsschritt folgen muss. (…) Man wird sich die Welt nicht gut kaufen können.“

Richtig ist, das Leben einiger Menschen im globalen Süden kann durch den Fairen Handel verbessert werden, was viel ist. Dies greift aber angesichts der globalen Überlebenskrisen zu kurz. Der Faire Handel sollte sich an seine Ursprünge der Kritik des Welthandels erinnern und dessen zerstörerische Dynamik nicht länger ignorieren.

Im Seminar werden Möglichkeiten und Grenzen des Fairen Handels diskutiert.

Referent: Roland Röder, Geschäftsführer Aktion 3. Welt Saar e.V.

Anmeldeschluss: Freitag, 31. Mai 2019
Seminarbeginn: Samstag 01. Juni 2019, 10:30 Uhr
Seminarende: Samstag, 01. Juni 2019, 17:00 Uhr
Teilnahmebeitrag: 5 Euro
Seminarort: Gewerkschaftshaus München, Schwanthalerstraße 64, 80336 München
Anmeldung:

31. Mai: Irgendwas mit Hühnern. Lesung von Roland Röder aus "Krauts & Rüben. Der letzte linke Kleingärtner"

Der letzte linke Kleingärtner sinniert über Erntefreuden und Hagelschäden, über sterbende Hühner und blühendes Leben sowie nicht zuletzt über die politische Ökonomie des Kleingartenwesens und der großen Landwirtschaft

Dabei schwankt er in seinen Ausführungen zwischen penetrant ordnungsliebend und ebenso penetrant auf Vielfalt gepolt. Daraus entstehen allerhand argumentative Komplikationen, die nur durch intensive Selbstgespräche über Gartenbau sowie "über Gott und die Welt" gelöst werden können. Und zwischendrin gibt er fundierte Anbautipps und berichtet von seinem ständigen Kampf mit dem Wetter, dem Regen, der Sonne, dem Saatgut und dem Boden.

Vorlesender: Roland Röder (Journalist)

Veranstaltungszeit: Freitag 31. Mai 2019, 19:00 - 21:00 Uhr
Teilnahmebeitrag: kostenlos
Seminarort: DGB Gewerkschaftshaus München, Schwanthalerstraße 64, 80336 München
Anmeldung:

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