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Theorie für eine verändernde Praxis

Das gewerkschaftspolitische Bildungsprogramm 2024

In Zeiten rasanter und tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche ist theoretische Orientierung nötiger denn je. Mit unserem Bildungsangebot möchten wir Räume zur Verfügung stellen, in denen Orientierungsprozesse in solidarischer Zu­sammenarbeit stattfinden können. Hier die Übersicht unserer Tagesseminare in München und Nürnberg.

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13. Juni 2015: Klassismus – Die Verachtung der unteren Klassen

Der Begriff des „Klassismus“ ist in der gewerkschaftlichen Diskussion bislang kaum präsent. Sebastian Friedrich, promoviert zum medialen Diskurs über Arbeitslosigkeit, wird in unserem Einführungsseminar Licht ins Dunkel einer gängigen Verächtlichmachung bringen.

Kurz gesagt bedeutet Klassismus die Diskriminierung und Unterdrückung von Menschen aufgrund ihres vorgeblichen oder wirklichen sozial- und bildungspolitischen Status. Diesen Menschen werden in der öffentlichen Diskussion – Presse, Fernsehen („Unter-schichtfernsehen“, Talkshows), Bezeichnungen („Hartzer“) oder Kabarett (z. B. Dieter Nuhr) – bestimmte kulturelle und soziale Verhaltensweisen (Alkohol, Gewalt, Jogginghosen etc.) unterstellt und in diskriminierender Absicht inszeniert. Unerheblich ist dabei, inwieweit bestimmte Verhaltensweisen klassenübergreifend zu beobachten sind.

Es liegt auf der Hand, dass sich Klassismus mit anderen Formen der Diskriminierung überschneidet, bspw. mit Rassismus oder Sexismus. Im neoliberalen Diskurs der härteren Sorte (vgl. Sarrazin und andere) wird diese Diskriminierung zu einem Gebräu aus Genetik, Migration, persönlichem Versagen und sozialer Schädlichkeit verdichtet. Der klassenstrukturelle Aspekt ökonomischer und sozialer Verwerfungen in kapitalistischen Gesellschaften wird dabei vollständig ignoriert. Angesagt ist Bestrafung und Degradierung der Betroffenen, begleitet vom warnenden Zeigefinger gegenüber den noch Integrierten, den Pfad des Wohl-verhaltens und der Unterordnung bei Strafe des sozialen Abstiegs ja nicht zu verlassen.

Parallel dazu zeigen die Bielefelder Studien von Heitmeyer und anderen die Zunahme der „rohen Bürgerlichkeit“ und des schieren Hasses u. a. gegenüber deklassierten Menschen (bspw. Umgang mit Bettlern und Obdachlosen). Und die klassische Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung? Welche Stellung nimmt sie ein zu diesem Phänomen? Anders gefragt: Werden diese Phänomene im Gewerkschaftsbereich – im besten Fall – als Gründe für eine humane Sozialpolitik gesehen oder als Ausdruck persönlichen Versagens begriffen oder im Rahmen einer Kritik der ökonomischen Verhältnisse reflektiert? Und was bedeutet das jeweils für die Organisationspolitik einerseits und die Möglichkeiten der Selbstorganisation der Betroffenen andererseits?

Referent: Sebastian Friedrich, Redakteur bei „ak – analyse & kritik“ und „kritisch-lesen.de“. Promoviert zum medialen Diskurs über Arbeitslosigkeit und Arbeitslose in der Bundesrepublik Deutschland (1949 – 2005).

Anmeldeschluss: Freitag, 5. Juni 2015
Seminarbeginn: Samstag, 13. Juni 2015, 10:00 Uhr
Seminarende: Samstag, 13. Juni 2015, 17:30 Uhr
Teilnahmebeitrag: 5 Euro
Seminarort: DGB-Haus München, Schwanthalerstraße 64, 80336 München
Anmeldung: