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Theorie für eine verändernde Praxis

Das gewerkschaftspolitische Bildungsprogramm 2024

In Zeiten rasanter und tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche ist theoretische Orientierung nötiger denn je. Mit unserem Bildungsangebot möchten wir Räume zur Verfügung stellen, in denen Orientierungsprozesse in solidarischer Zu­sammenarbeit stattfinden können. Hier die Übersicht unserer Tagesseminare in München und Nürnberg.

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6. Mai: Otto Bauer und der Austromarxismus

Im kommenden gewerkschaftspolitischen Seminar des DGB Bildungswerks wird die Theoriegeschichte der österreichischen Sozialdemokratie zwischen den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts behandelt. Zentrale Rolle spielt dabei die Person Otto Bauer. Es führt durchs Seminar Magister Johann Huber, Vorsitzender des Bildungsausschusses von ver.di Niederbayern.

Diese Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie zwischen den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts ist eng verbunden mit dem führenden Theoretiker Otto Bauer (1881 Wien – 1938 Paris) sowie dem Begriff Austromarxismus, der vielfach als die österreichische Schule des Marxismus bezeichnet wird und als dessen zentrales Dokument das Linzer Programm von 1926 der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) gelten kann.

Hier der Auszug aus einem Text von Otto Bauer in der „Arbeiterzeitung“ vom 3. November 1927 zum Begriff Austromarxismus:

„Wir haben das Wort ein paar Jahre vor dem Kriege zum ersten mal aus dem Munde eines amerikanischen Sozialisten (…) gehört; es hat sich dann ziemlich schnell eingebürgert. Als ‚Austromarxisten‘ bezeichnete man damals eine Gruppe jüngerer, wissenschaftlich tätiger österreichischer Genossen: Max Adler, Karl Renner, Rudolf Hilferding, Gustav Eckstein, Otto Bauer, Friedrich Adler waren die bekanntesten unter ihnen. Was sie vereinigte, war nicht etwa eine besondere politische Richtung, sondern die Besonderheit ihrer wissenschaftlichen Arbeit. (…) Waren Marx und Engels von Hegel, waren die späteren Marxisten vom Materialismus ausgegangen, so sind die jüngeren ‚Austromarxisten‘ teils von Kant, teils von Mach her gekommen. Andererseits haben sich diese jüngeren ‚Austromarxisten‘ an österreichischen Hochschulen mit der so genannten österreichischen Schule der Nationalökonomie auseinandersetzen müssen; auch diese Auseinandersetzung hat die Methode und Struktur ihres Denkens beeinflusst. Und schließlich haben sie alle im alten, von den Nationalitätenkämpfen erschütterten Österreich es lernen müssen, die marxistische Geschichtsauffassung auf komplizierte, aller oberflächlichen, schematischen Anwendung der Marxschen Methode spottende Erscheinungen anzuwenden. (…) Krieg und Revolution haben freilich die ‚austromarxistische‘ Schule aufgelöst: den Diskussionen der Kriegs- und Nachkriegszeit standen die Männer, die dieser Schule angehört hatten, innerhalb des internationalen Sozialismus in verschiedenen, oft entgegengesetzten Lagern. Das Wort ‚Austromarxismus‘ bekam infolgedessen eine andre Bedeutung. Unsere Gegner gewöhnten sich, ganz einfach die österreichischen Sozialdemokraten ‚Austromarxisten‘ zu schimpfen. Das war natürlich Unfug, der Unfug von Unwissenden, die eine politische Partei mit einer wissenschaftlichen Richtung verwechseln“.

Referent:
Magister Johann Huber, Vorsitzender des Bildungsausschusses von ver.di Niederbayern

Anmeldeschluss: Freitag, 28. April 2017
Seminarbeginn: Samstag 6. Mai 2017, 10:00 Uhr
Seminarende: Samstag, 6. Mai 2017, 17:30 Uhr
Teilnahmebeitrag: 5 Euro
Seminarort: DGB-Haus München, Schwanthalerstraße 64, 80336 München
Anmeldung: