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Hilfe! Wir brauchen einen Betriebsrat!

Gründung - Wahlen - Aufgaben - Probleme

Das Gesetz sieht vor, dass jeder Betrieb ab fünf Beschäftigten einen Betriebsrat haben sollte. Wenn Sie noch nicht von einem Betriebsrat vertreten werden, dann wird es höchste Zeit! Das DGB-Bildungswerk Bayern stellt die wichtigsten Schritte auf dem Weg zur Gründung eines Betriebsrats vor.

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Interview Bernd Mann

"Es braucht Entschlossenheit und ein breites Kreuz"

Die Gründung eines Betriebsrats ist nicht einfach, aber mit Hilfe von Fachleuten auch kein Problem. Bei jeder Gewerkschaft gibt es kostenlose Beratungsstellen, die Ihnen gerne weiterhelfen. Die Mitarbeiter dieser Stellen sind kompetent und erfahren. Einer von Ihnen ist Bernd Mann, fünfzig Jahre alt, von Beruf Verlagskaufmann. Er ist Fachsekretär Medien bei der Gewerkschaft ver.di in München und berät seit neun Jahren Mitarbeiter mittelständischer Unternehmen aus dem Medienbereich bei der Gründung von Betriebsräten.

Herr Mann, was raten Sie künftigen Betriebsräten, worauf sollen sie bei der Gründung eines Betriebsrates achten?

Zunächst ist es ganz wichtig, dass man sich vor der Gründung eines Betriebsrats fachkundig beraten lässt. Die Gefahr, formale Fehler zu machen, ist sehr groß. Oftmals führen gerade kleine Fehler, wie zum Beispiel das Überschreiten einer gesetzlich festgelegten Frist, dazu, dass eine Wahl ungültig ist. Das kann man vermeiden, wenn man sich möglichst frühzeitig mit seiner Gewerkschaft in Verbindung setzt und das Verfahren gemeinsam plant.

Was sollte man in der frühen Planungsphase unbedingt vermeiden?

Der größte Fehler ist zu große Offenheit. Es ist ganz wichtig, dass man sich zu Beginn mit ein paar Leute, zu denen man Vertrauen hat, zusammensetzt und die Sache bespricht, ohne dass Dinge nach außen getragen werden. Arbeitgeber neigen mitunter zu "propagandistischen Gegenmaßnahmen". Man sollte diese nicht unnötig früh los treten.

Wie überzeugt man seine unentschlossenen Kollegen von der Notwendigkeit, einen Betriebsrat zu gründen?

Die Initiatoren einer Betriebsratsgründung sollten die aktuellen Probleme der Belegschaft eines Betriebes kennen. Sie sollten wissen, was die Leute bewegt. Man sollte sich fragen, welche Probleme haben wir im Betrieb, die ein Betriebsrat lösen oder zumindest ansprechen könnte. Ein zukünftiger Betriebsrat muss klare Vorstellungen davon haben, welche Ziele die Betriebsratsarbeit in seinem Betrieb haben soll. Damit wird er seine Kollegen am ehestens von der Idee eines Betriebsrats überzeugen können.

Wie reagieren Arbeitgeber auf die geplante Gründung eines Betriebsrats?

Ich muss zugeben, meistens sind sie nicht sehr erfreut. Besonders in Betrieben, die vom Inhaber geführt werden, gibt es Widerstände. Oftmals haben diese Arbeitgeber das Gefühl, ihnen würde "ihr Betrieb" aus der Hand genommen.
Meistens legen sich die Widerstände aber dann, wenn der Betriebsrat sich eingearbeitet hat und die Wogen geglättet sind. Nach einem halben Jahr "sieht die Welt oft schon wieder ganz anders aus". Es gibt viele positive Beispiele für die geglückte Gründung von Betriebsräten, die inzwischen sehr gut arbeiten. Beispiele aus jüngster Zeit sind die Tomorrow Focus AG, der Weltkunstverlag oder die Firma Stempel-Herbst.

Worauf sollte man bei der praktischen Durchführung einer Betriebsratswahl besonders achten?

Formvorschriften sind zwar lästig, aber ganz wichtig. Sie sollten genau beachtet werden, genau wie gesetzliche Fristen. Sonst ist eine Wahl ungültig und kann angefochten werden. Man sollte zum Beispiel darauf achten, dass ein Wahlausschreiben alle gesetzlich vorgeschriebenen Angaben enthält.

Wie wirkt sich die aktuelle schlechte wirtschaftliche Lage auf die Gründung von Betriebsräten aus?

Natürlich werden die Widerstände der Arbeitgeber dadurch nicht geringer. Aber andererseits ist der Betriebsrat für Arbeitnehmer die einzige Möglichkeit, zuverlässige Informationen über die wirtschaftliche Lage des eigenen Betriebes zu erhalten. Viele Arbeitnehmer machen sich gerade darüber in der heutigen Zeit viele Sorgen.
Ein Informationsrecht gegenüber dem Arbeitgeber steht allein einem Betriebsrat zu. Ein wichtiges Argument für die Gründung eines Betriebsrates.

Natürlich fragen sich immer mehr Beschäftigte, warum sie eigentlich die Schutz-, Informations- und Kommunikationsfunktionen eines Betriebsrats nicht nutzen sollen. Die Arbeitgeber haben ja auch keine Hemmungen, ihre Rechte weidlich auszunutzen.

Herr Mann, was möchten sie zukünftigen Betriebsräten mit auf den Weg geben?

Es braucht Vernunft, Entschlossenheit und ein breites Kreuz. Herr Mann, ich danke Ihnen für das Gespräch.